zurück« - TEXT - RR - Index - Übersicht - weiter»

24.11.1939 - Seite 7

[.. Die, in deinem letzten Brief genannte] Stelle: „der Name; den man nennen kann, ist nicht der wahre Name. Der Sinn, den man ersinnen kann, ist nicht der wahre Sinn“ gibt eine Probe von der Bedeutung, die Laotse als Mystiker zukommt.

Deine daran geknüpfte Bemerkung, daß darnach jede Lehre philosophischer Art ihre Grundlage verlieren müßte, halte ich nicht für richtig. Sieh mal, wenn ich den wahren Sinn und den wahren Namen (wie Laotse sagt) habe, bin ich ja im Zustand und Bereich des sogenannten Nirwana. Von diesem Nirwana sagt Buddha und Schopenhauer ausdrücklich: ich lehre nicht die Vernichtung, das Nichts. Schopenhauer sagt z.B. „Es ist zwar das Nichts von allem, was wir kennen, aber daraus folgt noch nicht, daß es absolut Nichts sei, daß es nämlich auch von jedem möglichen Standpunkt aus in jedem möglichen Sinne Nichts sein müßte.“ Ferner: „Der Gipfelpunkt dieser Lehren ist ein relatives, kein absolutes Nichts.“ Somit kann man zwar den „wahren Namen“ hier nicht nennen, sondern für diesen wahren Sinn und Namen, den wir im Zustande des Nirwana kennen werden, müssen wir hier eine Analogie, eine Annäherung, ein Bild gebrauchen. Das besorgen Religionen und Philosophien und insofern sind sie obgleich (nach Laotse) nicht der wahre Sinn, doch die Wege zum wahren Sinn und wahren Namen.


zurück« - nach oben - RR - Index - Übersicht - weiter»