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20.06.1939 - Seite 3
[... Aber im Prinzip sehe ich mich als ein Gestirn an, daß seinen] Höhepunkt überschritten hat, das seinen Lauf vollenden muß. Heraklit ist mein Vorbild. Ganz am Horizont zwischen dunklem Grün und Sepia-Wolkenbänken in schmalem, hellen Spalt glüht heute Abend die Sonne als ein großer Rubin. So steht Heraklit Aristokrat, einsam, gelassen, überlegen, vollendet vor mir. Laotse, Buddha usw. zeigen diesen „fertigen“ Menschen in anderer Gestalt. Ich habe das Nichthandeln gewählt. Der einzige „Sinn“ meines Daseins, meine ganze Leidenschaft gilt einfach der Erkenntnis als solcher. „Zwecke“, außer der Bildung meiner Eigenheit verfolge ich damit nicht. (Wenn dann nebenpersönlich) Daß ich großen Anteil an „artverwandten“ Strebenden nehme, daß ich innerhalb der „Lebenskreise“ die Freundschaft obenan stelle, ist für mich selbstverständlich. Die „große Befreiung“ des Einzelnen im Sinne Buddhas ist jedenfalls ein entscheidender geistiger Akt.
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