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Aber den Vorrang muß ich hier] (unbeschadet deiner Ansicht) feststellen. Du äußerst dich sehr skeptisch über "die Lehren aller Philosophen". Dazu (glaube ich) schreibt Tschuangtse: "Wer sich darauf versteht die Dinge als Dinge zu nehmen und zugleich über den Dingen zu stehen ... Von ihm kann man wahrhaft sagen; Er ist auf sich allein gestellt. Wer so auf sich allein gestellt ist, der hat den höchsten Adel.
Die Lehre eines solchen Großen ist wie der Schatten der dem Körper folgt ... Auf jede Frage gibt er sein Innerstes erschöpfend Antwort. So ist er der Gefährte aller Welt und doch weilt er jenseits vom Hörbaren und Faßbaren. (Ebenso bei Buddha) ... Willst du seine Gestalt schildern und beschreiben -: Er ist eines mit der Großen Einheit und hat darum kein Ich. ... Wer seine Blicke auf das Nichts (gemeint ist wohl
nichts Einzelnes, sondern die große Einheit) richtet,
der ist der Gefährte des Alls."
So ist auch meine Ansicht über die Lehren aller wahren (Nietzsche sagt "ehrlichen", "redlichen") Philosophen. Sie durchwandern das All, das Werden, das Sein. Ihr Geist "ruht über der Tiefe". Was sie erlebten, was sie mit übersinnlich scharfen Augen schauten, versuchen sie auf dem Wege über den Verstand uns Anderen "Normalen" zu vermitteln. Uns ist dieses Nacherleben, dann das selbstständige Vordringen in diese unbekannten Sphären nur in besonderen Fällen möglich. Nur unbeugsame, durchdringende Geister, für die ich die großen Philosophen halte, können selbst ihren Fuß auf diese Gebiete setzen. Und zum Verständnis ihrer gleichnishaften Worte ist doch wohl erforderlich, daß man mit eigenen Füßen und Augen dort war um
ihre Worte aus eigener Anschauung erfassen und deuten zu können. Wir sind doch darin einig, daß "die Wortführer der Menscheit" nicht nach dem Buchstaben genommen werden dürfen. Auch dringt der Eine mehr auf dem Wege Heraklits vor, der Andere kommt weiter auf dem Wege seines ausgesprochenen Antipoden Parmenides. Ich glaube, man kann, wenn man Mühe aufwendet, jeden wahren Philosophen verstehen und von ihm lernen. (Leider muß ich mit Blei weiterschreiben weil hier,
➷ Truppenübungsplatz Wandern 40 Km v. der polnischen Grenze keine Füllhaltertinte aufzutreiben ist.)