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1.2.1940 - Seite 6

Über den Westwall Chinas (die Mauer) werden sehr abfällige Bemerkungen gemacht. Die Abschnitte Taoismus und Buddhismus sind besonders interessant. 427: Wie nötig wir den Buddhismus hatten. 163: der echte, gläubige Buddhist. Es ist sicher zutreffend, wenn er die Buddhistischen Priester schildert als Weltflüchtige, die doch wiederum auf verschiedene Weise die Welt genießen. Bhanta wird ja wohl weit über diesem Durchschnitt stehen. China hat ja auch einen verwässerten, für den täglichen Gebrauch zurecht gemachten Buddhismus.

134 Nicht kennen Leben - wie kennen Tod, ist gut. Ich bin der Ansicht, daß wir mit unserem Fanatismus uns vollkommen vom Leben entfernt haben und grade von China belehrt werden können. 257: das chinesische Volk versteht es ausgezeichnet, dich selbst zu regieren, trifft auch auf uns zu.

Du, Hans, mit den deinen bist in der beneidenswerten Lage, ein persönliches Leben wie sonst selbst gestalten zu können. Du kannst dich über D. und S. freuen und dich mit deiner Frau sorgen um die Anforderungen von Haushalt und Familie. Wenn das so bleibt, wäre es vermessen, dir darüber hinaus noch etwas zu wünschen. Das Glück ist nämlich immer nur höchstpersönlich und wenn man es bei sich hat, darf man es nicht selbständig verlassen. Es ist ein Vagabund, den man nur zufällig trifft. Ich wünsche Euch allen Gesundheit und Freude und hoffe, daß Eure Versetzung perfekt wird.

Ich schließe mit dem bacchischen Li Po:

Mit einem Krug voll Wein macht Li hundert Gedichte.
Er schläft in einer Kneipe in der Stadt Ch'angam.
Der Kaiser schickte einst nach ihm, er aber rührt sich nicht.
Und sprach: „Ich bin der Gott des Weines, Majestät.“

Auch wir woll'n gehn und laufen,
Um dann und wann zu saufen.

Prost!


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