Dichtungen von Emil Hartwig aus den Jahren 1930 - 1949
(Stand 29.04.18 -44-)

Vor dem Krieg [7]
Das ist die Welt ......   /   Neue Zeit   /   Buddha  /   Vom neuen Götzen  /   Bleib dir treu  /   Und wenn sie uns die Stiebeln  /   Ein Hexentanz hat auch ein End  /   Vögel I  /   Vögel II  /  
Kriegszeit
Jugend  /  
Lazarett [10]
Kalte Weite  /   "Menschenfreund" oder "Die barmherzigen Samariter"  /   Historische Zeiten  /   Niemandsland  /   Der Advents-Engel  /   Die gute Organisation  /   Prost Mahlzeit  /   Parmenides  /   "bewußt sein"  /   Mondnacht  /   "Liebste, sei nicht böse,"  /   Für die Freiheit  /   Individualisten / Selbstbestimmung (2x)  /   An Tschouangtse  /   Geeint  /  
weiterhin Kriegszeit [11]
Mondscheinserenade  /   HEIDEKRAUT  /   Der Tod als Freund  /   Zeit und Ewigkeit  /   Weite Fahrt  /   Zum Muttertag 16. Mai 1943  /   Tod und Leben  /   Die Kostbarkeit  /   Nennt's wie ihr wollt, es ist doch eines nur !  /   Prophezeiung  /   Es ist ja alles Komödie  /   Aufblick  /   "Wer weise ist und streitet noch, ..."  /  
Nachkriegszeit [13]
"Landstraße oberhalb von Eichstädt"  /   Heilsame Nächte  /   Erinnerung an ihn  /   HEIMKEHRERERLEBNIS  /   Der Neugierige  /   Der Visionär  /   Ein glücklicher Moment  /   Auch ein Adlerhorst  /   Vernunft wäre zuviel verlangt  /   Ohne Mitgliedskarten  /   Höhepunkt  /   (Bettelstudent)  /   Eindringlich  /   Tusculum (Individualisten) 14.09.1949 zum 10j. Gedächtnis!  /  

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Das ist die Welt ......

Das ist die Welt, so fährt sie nun dahin
und hat mit dir absolut nichts im Sinn.
Sie kramt in ihrem bunten Kasten rum,
baut ihre Steine auf, und schmeißt sie wieder um.

Da denkst du, ach, - das hat sie übersehn, -
mit mir, da würde ein Genie vergehn.
Wie dem auch sei, Genies sind ja wohl selten,
vor Blind- und Tauben können sie nichts gelten.

Bescheide dich, Genie, mit deiner Rolle,
gegeb'nenfalls dir selber Beifall zolle.
Es ist einmal in diesem Kunterbunt ein Schäfer
nicht viel besser als sein Hund.

E. Hartwig, Berlin,
im Nov. 1938.

(v380000g.txt)

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Neue Zeit

Das Schlagwort
'Neue Zeit'
liegt in unsern Ohren
nun bereits 'ne Ewigkeit, -

sterben und geboren
werden wir,
die neue Zeit
ist noch immer nicht soweit.

Neue Zeit, die alte ging
schon so lang in Scherben.
Doch du kommst, du kommst noch nicht,
um sie zu beerben.

Neu bin ich und alt zugleich.
Wer's nicht glaubet irrt.
Glaubet es nur, liebe Leut',
daß die Zeit nicht älter wird.

E. Hartwig, 1939 (v390101g.txt)

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Buddha

Sein Antlitz leuchtet darüber,
sein Wort erklingt.
Asien, seine Gemeinde,
die ihn umringt.

Gelb ist Asiens Fahne
von Sonnenlicht.
Die Reinheit lehrte Buddha
und den Verzicht.

Befreiung war sein erstes
und letztes Wort.
Es tönt von Zeylon bis Nippon
noch immer fort.

E. Hartwig, 1939 (v390102g.txt)


Vom neuen Götzen

Weine mein Glück!
Verwandter Klang
fand in der Weite zu dir.
Rann er die Zeiten ewig entlang
und - traf - mich - hier ?

Unser Selbst, unser Feind, unser Kampf,
das ist unser Weg;
wir kreuzen das All.
Nun liegt auf immer mir im Sinn
von deinem Lied
der Widerhall.

E. Hartwig, 1939 (v390103g.txt)

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Bleib dir treu

Herz bleib dir treu,
komme was mag,
wenn alles untergeht.
Da über dem Jetzt,
der Stunde, dem Tag,
wieder die Wahrheit steht.

E. Hartwig, 1939 (v390104g.txt)

Und wenn sie uns die Stiebeln

Und geht die ganze Erde
in Schritt und Tritt,
es machen immer welche
nicht mit.

Und sind sie alle Esel,
die J A schrein,
es gibt bestimmt noch Hammel
mit Nein.

Sie haben ein Gehirne
und einen Trott.
Und dazu den Propheten
und Gott.

Ich hab aus eignen Mitteln
die Dämlichkeit.
Und bin dazu gefährlich
gescheit.

E. Hartwig, 1939 (v390105g.txt)

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      Ein Hexentanz
            hat auch ein End


O Studium, o Studium,
- es pfeift ein letztes Loch -
so klug wie anfangs und so dumm
sind wir am Ende doch

Ein letztes Loch hat schon gepfiffen,
da ruft der ganze Chor:
Wir woll'n ins Meer der Dummheit schiffen,
als wie der reine Tor.

Die Weisheit auf dem letzten Loch !
Wie schaurig hört sich's an.
Da glaube ich, wir werden noch
Ich, Du, Wir, Frau, Kind, Mann.

E. Hartwig, März 1939 (v390301g.txt)


Vögel I

Um das Gemäuer der Burg,
um des Bauern Gehöft
schießen, schnell wie der Blitz
Schwalben, herrlichen Flugs.

Und die Möve schwebt,
liegt auf dem Wind
Und ihr Bild:
Vollendung in Haltung und Form.

Raubvögel kreisen im Blau,
mitten im Sonnenglast.
Schwingen, wie schlafend, dahin,
oder stürzen im Schuß.

Grün - blau - schwarz träumt sie hin
duftende Sommernacht.
Und es zieht sich hindurch
der Nachtigall tönendes Band.

E. H., Landsberg/Warthe
Soldat beim Inf. Rgt. 50
07.06.1939
(v380607a.txt)

Vögel II

Vögel über dem Treiben
aller Ameisen hier
fliegt ihr trillernd einher,
piepsend, singend, froh.

Zieht, wenn finster das Jahr
hin zu den Strömen voll Licht,
wo das Leben quillt -
Überfluss überall.

Tief atme ich, liegend entblößt.
Ich lausche, die Nacht lauscht mit mir.
Töne, ihr füllt mir das Herz
mit Reinheit, Ergebung, Glück.

Vögel - ich komme zum Schluss -,
Vögel, das Leben ist Spiel.
Ihr seid des Lebnssinns
Beispiel mir immerdar.

E. Hartwig, Landsberg (Warthe)
Inf. Rgt. 50, Auf d. Schießstand.
7.6.39
(v380607b.txt)
Mit Soldatentum hat das hier weniger was zu tun.
Es ist vielmehr nur eine Art der modernen Knechtschaft.



Jugend

Der Philister Urbild ist
Das Korallenriff.
Sonne, Wind und Wasser küsst
Unser schwankes Schiff

Völker kommen und gehen,
Die Welt ist rund.
Immer wird bestehen
der Jugend Bund

(Brief-Anlage 19400712E)
1939/8 (v390800g.txt)

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Kalte Weite

Nordkap, Lappland, Finnmark -
Eisbrecher stampfen das Meer -
Die Tundra dampft oder friert,
Die Sonne scheint hier so fern.
Der Mensch lernt hier was er ist:
Einsam, verhaftet dem Licht.

Okt.1939 im Lazarett (v391000g.txt)

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"Menschenfreund"
      oder
"Die barmherzigen Samariter"


In ihren weißen Kitteln
Gehn sie hin und her,
Manch einen noch zu bringen
Auf das Feld der Ehr

Nov.1939 im Lazarett (v391100g.txt)

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Historische Zeiten

Sie machen von sich reden,
Pygmäen und Zyklopen.
Der eine ist beim andern
natürlich verboten.

Im Pygmäenstaate
geht alles sehr genau.
Sie wollen nicht, sie dürfen,
wie im Termitenbau.

Dagegen die Zyklopen:
da herrscht Großzügigkeit.
Und nehmen sie das Maul voll,
ist's dick und groß und breit.


Doch beiden ist gemeinsam,
denkt nicht, daß ich hier dichte,
noch ihre kleinste Notdurft
gehört zur Weltgeschichte.

E. Hartwig, Dez. 1939 (v391201g.txt)


Niemandsland

Vom Leben zum Tod
Da führen schmale Brücken
und alle haben so
Ihre Lücken und Tücken.

Zwischen Tod und Leben
Das ist kein Haar mehr breit.
Du lebst nicht, bist nicht tot
Und außer Raum und Zeit.

E. Hartwig, 7.12.39 (v391206g.txt)

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(Der kl. Porzellanengel als Kerzenhalter
war ein Geschenk von Ruth Begall und dies ist eine Orginalkopie aus einem 12seitigen Brief an Ruth (Lazarett Swinemünde): „Eine kleine Unterhaltung, die ich mit ihm / vielmehr dem kl. Engel, hatte, habe ich in Form eines Gedichtes aufgeschrieben. Wenn es auch in scherzhafter Form geschrieben ist, steckt doch auch Ernst dahinter. Auf der Rückseite ist noch ein kleines Poem vom mir.[Niemandsland] Man macht sich so seine Gedanken und diese in ein Gedicht zu bringen ist dann ein Zeitvertreib.-”)

Der Advents-Engel

Die Kerze ist herabgebrannt.
Dahinter kniet der Engel.
Er faltet betend seine Hand
Und sagt: "für dich, du Bengel."

Ich sage: "du hast's gut fürwahr,
Von Kerzenschein umgeben.
Ich aber bin mit Haut und Haar
In diesem Sündenleben."

Dennoch, wer weiss, bin ich einmal
Erlöst wie Jesu Christ.
Und weiss dann nicht mehr, wie fatal
Das Erdenleid doch ist.

Doch unsre Liebe will ich auch
Im Himmel nicht vergessen.
Wie auch im Himmel ist der Brauch,
Sie kann sich damit messen.

Emil Hartwig
Swienemünde, 7. 12. 39 (v391207g.txt)

---------------
*18.11.1910
eingezogen Mai 1939
Kennenlernen Ruth Begall 23. Juli 1939
Sept. 1939 beim Einmarsch in Polen dabei.
Ende Sept. 1939 durch Schuß ins Knie außer Gefecht gesetzt.
Dez. 1939 noch Marinelazarett Swienemünde.
24.3.1941 Hochzeit Ruth Begall
s.a. Sept. 1949 ---------------

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Die gute Organisation

Bei uns hat alles seinen Schick
und soll ihn immer haben.
Es wird mit Förmlichkeit gelebt,
mit Förmlichkeit begraben.

Man tut halt jenes, dieses nicht,
man hat sich anzupassen,
dann darf man auch sein kleines Licht
ein wenig brennen lassen

E. Hartwig 1940 (v400001g.txt)


Prost Mahlzeit

Die alte Bestie frißt in alter Weise,
wie's Cäsar, Chan und Pharao getan.
Menschenfleisch ist ihre Speise,
sie wird nicht satt daran.

Menschenfleisch und Menschenblut,
Pyramiden, Sphinxe,
Brauender Brodem, brütende Brut,
Schlachtbanklieder singtse.

E. Hartwig, 1940, (v400002g.txt)

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Parmenides

Behauptungen aufstellen
Phrasen wie "Es werde!"
an uns probieren.
-Lumpenpack!-
Tag und Nacht.

E. Hartwig, Febr. 1940 (v400201g.txt)


"bewußt sein"

O komm Bewußtsein, bleib bei mir,
dein einz'ger Sänger bin ich dir.

Weiß einer was Bewußtsein ist?
Lust, Liebe, Hoffnung, Macht und List
und Klage, Mitleid, Trauer, Spiel,
des Lebens ganzes Mitgefühl.

Bewußtsein ist, wie alles, rund
und ist der Dinge letzter Grund.

E. Hartwig, Febr. 1940 (v400202g.txt)

Mondnacht

Ihr schwarzen Bäume und du goldner Mond,
du Silberschnee mit nächtlich-dunklen Schatten.
Du Sternendom, darin die Allmacht thront,
die keine Mühe hat und kein Ermatten.

Ihr schwarzen Bäume steht so selig da,
und laßt das Licht von euren Zweigen gleiten.
Und Licht und Ruhe sind jetzt hier so nah,
wie dort in weltenfernen Weiten.

E. Hartwig, Febr. 1940 (v400203g.txt)

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Liebste, sei nicht böse,
Daß ich hier ein bischen döse,
Sonst hat, wer Sorgen hat, Likör,
Den aber gibt es heut nicht mehr.
So bringt denn die Erinnerung
An dich mir wieder inn'ren Schwung.
Mit solchen vergangenen Tagen
Kann ich jetzt auch diese ertragen.

E. H. Marinelazarett Swinemünde 14. 2. 1940
(v400214g.txt)


Für die Freiheit

Der Fahnenträger in sein Tuch gehüllt.
Es gähnt sein Grab ihn schon, der Abgrund, an.
Für mich ist es das here, schöne Bild,
Daß doch einmal das Ideal gewann.

Die Meute hetzt es nach Hundeart
Das Wild soll zahm sein, soll aus Händen fressen,
Es ist zu flüchtig ihnen und zu zart
Und will die Freiheit nicht vergessen.

Der Fahnenträger wehrt sich nicht,
Er schützt nur sein Symbol
Und stirbt mit lachendem Gesicht,
Damit es leben soll.

Manch schönes stolzes edles Tier
Ist wie der Fahnenträger
Und stirbt, gehüllt in sein Panier
Und spottet seiner Jäger.

E. Hartwig, Swinemünde 15.2.1940
(v400215g.txt)
(Auf das Bild von Alfred Rethel "Fahnenträger" im Rathaus zu Aachen
mit Anspielung auf die 'Gleichschaltung' in Deutschland.)


Für die Freiheit

Der Fahnenträger in sein Tuch gehüllt.
Es gähnt sein Grab ihn schon, der Abgrund, an.
Für mich ist es das here (stolze), schöne Bild,
Daß doch einmal das Ideal gewann.

Sie hetzen es nach Hundeart
Das Wild soll zahm sein, soll aus Händen fressen,
Es ist zu flüchtig ihnen und zu zart
Und will die Freiheit nicht vergessen.

Der Fahnenträger zögert nicht,
Er sieht nur sein Symbol
Und stirbt mit lachendem Gesicht,
Damit es leben soll.

Manch schönes, stolzes, edles Tier
Ist wie der Fahnenträger
Und stirbt, gehüllt in sein Panier
Und spottet seiner Jäger.

E. Hartwig, 1939

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Individualisten

Wenn schon! Sind wir auch wenig
und vogelfrei.
So ist doch jeder König,
JUCHEI!

Uns trägt der Wellen Rücken,
der Erde Brust.
O Freiheit, du Entzücken,
DU LUST!

Nur durch die Wellen brechen,
ihr Borde frei!
Die Welt gehört den Frechen
JUCHEI!

Von uns sorgt sich auch keiner
um Lob und Lohn,
Denn jeder lebt nach seiner
FASSON:

Sich selbst aus eig'nem leben
ist unser Ziel.
Nur eins ist uns gegeben:
ICH WILL!

E. Hartwig, Juni 1940

******


Selbstbestimmung
(1985 frei aus der Erinnerung, datiert Dez 1940)

Nur durch die Wellen brechen
ihr Borde frei.
Die Welt gehört den Frechen,
Juchei!
Von uns sorgt sich auch keiner
um Lob und Lohn.
Denn Jeder lebt nach seiner
Facon.
Außenseiter sind wir
in dieser Zeit.
Und sind dabei gefährlich
gescheit.
Und geht die ganze Erde
in Schritt und Tritt,
es machen immer welche
nicht mit.
Und sind sie alle Esel
die J A schrein, -
es gibt bestimmt noch Hammel
mit Nein.

E. Hartwig, Juni 1940 (v400600g.txt)

*****

Selbstbestimmung


Nur durch die Wellen brechen
ihr Borde frei !
Die Welt gehört den Frechen,
      Juchei !

Von uns da sorgt sich keiner
um Lob und Lohn.
Denn Jeder lebt nach seiner
      Facon.

Außenseiter sind wir
in dieser Zeit.
Und sind dabei gefährlich
      gescheit.

Und geht die ganze Erde
in Schritt und Tritt,
es machen immer welche
      nicht mit.
Und sind sie alle Esel
die J A schrein, -
es gibt bestimmt noch Hammel
      mit Nein.

Wenn schon! Sind wir auch wenig
und vogelfrei.
So ist doch jeder König,
      Juchei!

E. Hartwig, Dez. 1939 (v400600g.txt)

*****

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An Tschouangtse
Ich fühls, ich bin. Ich weiß zwar nicht
Wieso, woher, wohin.
Ich nehm das Ganze als Geschenk,
So hab ich leichten Sinn.

Geschenk des Lebens,
Du für mich, ich mir selbst geschenkt.
Wer heiß dich liebt, der hat dich mehr,
Als wer dich bedenkt.

Du leichtes Leben, windverweht,
Triebfroh, voll Genuß;
Ich liebe dich nur desto mehr,
Weil ich dich lassen muß.

Lieb ich Leben innig dich,
So den Tod nicht minder.
Führt er ja zur Mutter uns,
Uns, des Weltalls Kinder.


E. Hartwig 7. 7. 40
(v400707g.txt)


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Geeint

Es ist ein stilles Leuchten,
Ein Sinnen und ein Tun.
Ein Träumen von Erreichtem,
Ein wunderselig Ruhn.

Es ist ein wunschlos warten,
Wenn man vollendet ist.
Und alle seine Fahrten
Und dies und das vergisst.

E. Hartwig (10. 10.) 1940
(v401010g.txt)


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Mondscheinserenade

Mein Herz ist immer da und dort -
und in der Mitte ich, -
Ach, ist denn gar kein fester Ort -
für - mich? -

Die Welt vergeht und ich mit ihr -
O Wunder Du!
Und du mein Lieb!
Ich trinke dir und allen zu.

Was auch das Schicksal mir von allen gibt,
hab ich nur eins genug : GENUG GELIEBT.

E. Hartwig 10. 2. 41
(v410210g.txt)


HEIDEKRAUT

Heideblumen - bläuligrot -,
zartes Grün daran,
Blumenwesen, das zur Not
Heidesand sich abgewann.


Unscheinbar, doch ungeahnt
schön in deiner Süße
liegst du ganz in Licht gebahnt
wie für Elfenfüße.

42/9
E. Hartwig Sept. 1942 (v420900g.txt)

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Der Tod als Freund

Der Tod als Freund - wenn keine Schatten dunkeln,
wenn abgefallen aller Erdenstaub,
wenn aller Wahn den Zeiten fiel zum Raub,
Nirvanas unsichtbare Sterne funkeln.

Der Tod als Freund - doch dieses ist kein Sterben;
denn, ohne Wünsche - machtlos ist der Tod.
Ob er als Freund, als Feind bringt sein Gebot,
wo keine Liebe ist, da ist kein Werben.

Da wird gelebt nicht mehr, gestorben nicht,
da rechnet man nicht mehr mit Zeit und Raum,
da ist nicht mehr der allerkleinste Traum,
wo nur die Ruhe - nur die Ruhe spricht.

E. Hartwig, 1943 (v430001g.txt)


Zeit und Ewigkeit

Oft werde ich mir mitten im Traum des Träumens bewußt.

Unfaßbar ist es mir dann, -
ich lebe hier,
anfangs des nächsten Jahrtausends,
Geist gibts nicht mehr. -

Und ich ? Ich bade im Licht
des Geistes. In Fluten,
in Strömen von Licht !

Was ist der Geist
doch für ein göttlich Geschenk !
Man martert mir müde den Leib, -
doch, ihr Himmel!, in Himmeln bin ich.

E. Hartwig, Jan. 1943 (v430101g.txt)

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Weite Fahrt

An wieviel Ufern schwankte schon mein Kahn!
Wie grüßte freundlich mancher stille Port!
So wenig Häfen konnte er sich nahn, -
Zu schnell, zu schnell trieb es ihn wieder fort.

Es bläht das Segel sich, die Welle schäumt,
Die Möwe streift die See mit grellem Schrei.
Zu hellen Küsten sich mein Herze träumt,
Die Küsten alle ziehen schnell vorbei.

Du holdes Eiland! Brausend schneller Fluß!
Sandiger Strand im Schoße der Natur!
Ihr seid so schön, die ich nun lassen muß - -,
Um mich das Meer... und Well' an Welle nur.
+ + + + 7.2.43 + + + +
Hartwig

(v430207g.txt)

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(Aufgeschrieben von einem Kameraden)

Zum Muttertag 16. Mai 1943

Kleines Kindlein
spielend im Sand
hältst die Erde
in deiner Hand.

Irgendwer gibt dir
zu essen, zu trinken,
läßt dich heut' Abend
in Ruhe versinken.

Bist stets bekleidet
auch ohne Kleid
und hast das Beste:
Hast Zeit, hast Zeit.

Was Wunder, dass du
allein glücklich bist,
da Gott noch wirklich
dein Vater ist!

E. Hartwig, 16.05.43 (v430516g.txt)


Tod und Leben

Entblättert steht die Rose da;
Die zarten Blätter fielen ab.
Der blüte Sterben geht mir nah,
Als sähe ich mein eigen Grab.

Doch denke ich, nun wächst die Frucht.
aus Samen wachsen Rosen auf. -
Durch abertausend Tode sucht
Das ew'ge Leben seinen Lauf.

Hartwig, 25.08.43 (v430825g.txt)


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Die Kostbarkeit

Ein Tag voll Müh und Arbeit ist vergangen.
In Dunkel hüllt sich alles langsam ein.
Der Alltag liegt auf mir als wie ein Stein.
In mir erwacht ein anderes Verlangen.

Von Druck und Zug der Zeit bin ich zerschunden.
Die Sonne bringt die Zeit und nimmt sie mit,
mit Zeit und Arbeit halt ich mühsam Schritt,
für mich ist keine aller dieser Stunden.

Doch jetzt bin ich zum reichen Mann geworden.
Ich halt die Hände still und schaffe nichts.
Ich sitze da versunkenen Gesichts,
wie einstmals Priester in Osiris Orden.

Ich laß die Zeit vergehen, die mich quälte.
Die Arbeit schreit, doch sie bleibt ungetan.
Heut Abend bin ich reich. Bin heut der Mann,
der seine Stunden niemals zählte.

Der Sklave vieler Tage wird zum Fürst der Stunden,
die heute Abend traumhaft schön vergehn.
Im Geiste will ich durch die Zeiten gehn,
Mit edlen Geistern neu verbunden.

E. Hartwig, 12.11.43 (v431112g.txt)

(Am Abend war eine besinnliche "Geburtstagsfeier". E.)


Nennt's wie ihr wollt,
es ist doch eines nur !


Was ist ein Name? - Nichts wie Schall und Rauch
und hat vom ewgen Sinn oft keinen Hauch.

Wie in der Zeiten Fluß das Denken fließt,
wie es in Bild und Form sich vielfach gießt,

so stets verändert, hallt der Name hin,
hat doch in Ewigkeit nur einen Sinn.

So lasset uns von Bild und Wort doch kehren
und ihren Sinn, die Wahrheit selbst, verehren.

Was war und ist und bleibt in Ewigkeit,
soll uns entstellen nicht der Mund der Zeit.

E. Hartwig, Febr. 1944 (v440201g.txt)

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Prophezeiung

"Zum Untergang bestimmt",
        wer dieses Zeichen
an euch gesehn,
        der nur hat euch erkannt.

Was gilt's, ihr seid
        der Anfang eines Feuers,
das mächtig lodert
        und dich selbst verbrennt.

Was gilt's, ihr düngt
        uns eine andre Erde,
die fruchtbar ist,
        wo euer Geist verbrennt.

So brüstet euch
        in eurer Herrschsucht Mäntel!
Ein Ziel ist euch
        und eurem Geist gesetzt.

E. Hartwig, März 1944 (v440301g.txt)


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Es ist ja alles Komödie

Ich habe gelernt nach dem Maule zu reden
dem Pack, das es anders nicht will.
Salbadern und tratschen lasse ich jeden
und schweige voll Teilnahme still

zu allen Lügen und Angebereien,
zur ganzen Komödie der Sitten.
Ich habe das Recht auf Heucheleien
den Heuchlern nie bestritten.

E. Hartwig, den 27.3.44 (v440327g.txt)

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Gedicht Aufblick

Aufblick

Seh' ich dich strahlender Himmel
leuchten über den Wipfeln
heimlich rauschender Bäume,
öffnet mein Herz dir sich weit.
Himmel, Ruhplatz des Höchsten,
feierlich blickst du herab.

Leitest, ohn' alle Bewegung
Leben und Kraft, Form und Sinn,
himmlisch Gewölbe du ziehst
magisch zu dir uns empor


Im Frühling 1944 mit den alten,
erneuten Wünschen übersandt von
                           Emil Hartwig

(v440400_.txt)



Laß doch das Kind
die Boulette,
wenn es sie
schon anjebissen hat.

*********

Wer weise ist und streitet noch,
muß noch viel weiser werden.
Was auch der Weise hört und sieht,
nie streitet er auf Erden.

Denn da er sieht was Streit gebracht
in aller Menschen Leben,
da hat er tief im Herzen sein
dem Frieden sich ergeben.-

*********
E.Hartwig, Sept.1944,
(Nachr.Ers.Abt.Potsdam/Golm)
(v440900g.txt)


Während der Fahrt aus d.Gefangenschaft in O.Bayern nach Würzburg
(von Negern gefahren auf einem Dreiachser der Amis eingepfercht)
schrieb ich am 26.6.45 mit dem Blick auf die Stadt Eichstädt:




(erste Version) - nach oben

"Landstraße oberhalb von Eichstädt"

Die Stadt ins Tal gebettet,
Des Flusses Silberband,
Ein Schloß darüber waltet, - -
Du schönes deutsches Land!

Die Felsenklippen ragen -
Es grünet Wald u. Au. -
Der Fels, der Wald, die Wolken, -
Des Himmels zartes Blau!

Ich steh am Bergeshange,
Da unten grünt das Tal.
Ein Vöglein fliegt hinüber, -
Ach könnt ichs auch einmal!

E. Hartwig, 25.6.45 (v450626g.txt)

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Heilsame Nächte

Noch gibt es die silberne dunkle Nacht
Trotz Frost und Hunger und Not
Das Dunkel hat mich still gemacht
Den blöden Tag hab' ich belacht
Der morgen wieder droht.
Ach krank sind wir vor Arbeitswut
Wir schaufeln in ein Sieb
Am Tage siedet unser Blut
Die kühle Nacht macht's wieder gut
Im Schlafe immer sind wir lieb.

Hartwig, 14.9.1945 (v450914g.txt)



Erinnerung an ihn

Eisberge wachsen und starren
und schmelzen und tropfen dahin.
Unaufhaltsam rinnt das Verwerden,
unaufhaltsam bildet die Form.

Was ist denn Zeit ?
Und doch ist die Zeit
einer der Gründe des Werdens,
Grundlage mit allen Seins.

Und durch das Sein die Erkenntnis.
Leben heißt Wissen, sonst nichts.

Unbewußtes bewundern,
neidend der Pflanze, dem Tier,
heißt nur die Bürde zu spüren,
Leben im höheren Sinn.

Ja - wir tragen das Leben,
tragen das Wissen mit uns,
tragen das Wissen vom Müssen,
von der Vollendung, vom Sieg.

Das Leben siegt, doch über dieses Leben
geht jenes Siegerleben weit hinaus.

E. H., Bln.-Lankwitz 1945
(v450001g.txt)

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HEIMKEHRERERLEBNIS

Von Bomben angeschlagen, ausgeraubt,
so lag das Haus der Nazibonzen da,
in dem dereinst ein Wissender gewohnt.

Papiergerümpel aller Art lag dort,
wo seine Epigonen lebten Epigonentum.

Ich stieß in jenen Blut- und Boden-Wust
mit meinem Fuß, ob sich nichts Beß'res fände.

Sieh da, von seiner Hand geschrieben, lag
ein alt-vergilbtes Goldschnittbändchen da.
Er hatt' es 1876 - die Widmung wies es aus -
zur Gänze selbst geschrieben.

Vorne stand: "Nur die Würdigkeit
glückselig zu sein, kann je erringen ein Mensch.
In dem was er tut, nicht was er leidet, genießt;
das ist: im unabhängigen Selbst,
was ihm kein Schicksal schafft, kann er Zufriedenheit
in seine Seele bringen, Kant."
Ich aber habe jenen Schatz geborgen,
der Kaiser, Hitler, Bomben, überstand:
"Professor der Philosophie Friedrich Paulsen"
Berlin-Steglitz, Am Fichteberg, von eigner Hand.-

           ********

Emil Hartwig 1945 als ich als Rohrleger-Helfer
in diesem Haus arbeitete um dort eine Zahnarztpraxis
einrichten zu helfen für eine Steglitzer Klempnerei.-
(v451000g.txt)

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Der Neugierige

Da hockt der Tod!
Hält seine Knochenmaske
Sich ängstlich vor.
Und jeder schreckt zurück
Und flieht und schreit.

Doch mich, mich lockt das Wunder,
Deine Maske
Verbirgt mir meines Wirkens
Magische Gewalt.

Ach komm Gevatter,
Lass doch einmal schauen,
Was sich erschließt,
Wenn sich die Schleier teilen,
Die um die Sinne sind.

Dich will ich, - ja, -
Was fliehst du denn?
Mir scheint,
Dir kommt noch meine Neugier ungelegen.

E. H. 1947
v470000g.txt

            Der Visionär

Meinen Geist in diese Fesseln schlagen
wäre mehr als ich ertragen kann.
Nach Brauch und Sitte könnte ich nicht fragen,
drum lasst mich meines Namens Bürde tragen
so gut und schlecht, wie ich sie tragen kann.

Den Sinn und Geist des Seienden erfassen,
das Wesentliche aller Welt zu schauen,
das gilt, und darum muss ich alles lassen,
was auf den Sternen oder auf den Gassen,
sich treulich müht, an der Substanz zu bauen.

E. H. 1947
(v470101g.txt)

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Ein glücklicher Moment

"Sage mir Muse,
Wer senkt mir das Glück
Plötzlich und heftig ins Herz?"
"Glück! Wo kommst du mir her?"

"Kam ich von Irgendwo?
Ich kam von Nirgendwo.
Weiß ich noch mehr als: das Glück?

Unwägbarkeiten zu wägen
Ist schließlich des Menschen Begehr;
Das wird ihm schwerer als schwer,
Da halte ich ihn zurück -
Das Unverhoffte, das Glück.

Ach, lerne doch Schlimmes vergessen!
Ach, lerne doch Schlechtes nicht sehn!
Der Mensch kann die Welt nicht ermessen,
Nicht die Sprache der Götter verstehn.

Das Wunder kann auch nur ergötzen,
Das Wissen ist nicht euer Teil.
Doch alles kann Glück euch ersetzen,
Doch alles macht Glück wieder heil."

E. Hartwig, 47/1
(v470100g.txt)

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Vernunft wäre zuviel verlangt


Sie narren uns mit Gott und Mensch
Und wissen selbst nicht wie.
Wir 'sollen' laut 'Moral' und 'Pflicht'
Im Staate sein das Vieh.

Verordnungen ein ganzes Schock,
Ein Obrigkeitsgehege
Beschränkt vom Stall zum Arbeitsplatz
Uns uns're Lebenswege.

'Leibeigen' früher, 'Untertan',
'Bürger der Republik',
Freiwilliger im Führerstaat',
Jetzt 'Demokrat' im Glück.

Sie kommen uns wieder mit 'Christentum',
'Gott', 'Mensch', 'Moral' und 'Pflicht'.
Mit Liebe und Haß weiß die Menschheit Bescheid,
Nur mit Vernunft noch nicht.

E. Hartwig, 25.1.47
(v470125g.txt)

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Ohne Mitgliedskarten


Durch das Zauberhaus des Geistes,
durch die vielen bunten Kammern,
wandre ich mit einem Schlüssel,
einem rechten Zauberschlüssel.

Ja, dies ist der Orient,
dies das wahre Morgenland,
wo des eignen Geistes Leuchte
andern Geist erstrahlen läßt.

Trete ich in solche Halle
eines autonomen Geistes,
laß ich meine Geisteshunde
los, das seltne Wild zu fangen.

Mancher ist der Elch aus Nordland,
Olifant und Bär und Pardel,
Stier und Wildpferd aller Zonen -
Eins ist jeder ... Eins und Alles ....

Immer wieder durch die Hallen,
durch die Kammern geh ich endlos -
gänzlich ist dem Geist verfallen,
wer des Geistes Macht erkannt hat.

E. Hartwig, 22.5.47
(v470522g.txt)

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Auch ein Adlerhorst *)

Die Ruinen Berlins, die zeigen mir an,
was alles der Mensch so erreichen kann.
Auf diesen "Lorbeeren" ruhe ich aus.
Kein Mensch bringt mich mehr aus Berlin heraus.

Denn, was soll ich noch suchen herum in der Welt
zu finden die Stelle, wo mir es gefällt.
Berlins Ruinen machten mir klar,
dass alles Schöne nur einmal war.

Und was sie auch machen mit nervigen Händen,
in solchen Ruinen wird alles enden.
Hier hab' ich den Markstein der Zeiten erreicht,
wo einst sich erhob, der "der Sonne nicht weicht".

E. H. Juli 1947
(v470701g.txt)

[Geschrieben in den Ruinen der Leipziger Straße, Nähe Friedrichstr.]
*) Gemünzt auf das preußische Wappen mit dem Adler und der Inschrift: "er weicht der Sonne nicht".

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Höhepunkt

Wie Tiefe sich und Ferne mir entschleiern
Jedwedes Ding mir seinen Namen nennt
und seine Farben trägt
und seine Hüllen
Durchsichtig werden dem erstaunten Blick
vielmehr
Wie plötzlich ich ein Leitseil habe -
nach tausend falschen Wegen stets im Kreis -
Da möcht ich jubeln!
Doch erschüttert sehe
ich, daß nun Freud und Leid zusammenfließt
In Sein

E. Hartwig (Tagebuch)
Lankwitz, 18.11.48
(v481118gtb.txt)

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(Bettelstudent)

Ich hab' kein Geld, bin vogelfrei,
will aber nicht verzagen.
Du holder Leichtsinn steh mir bei
das Leben zu ertragen.

Das Leben ist ein Wunderspiel
in Tausend schönen Farben.
Doch nur wer Glück hat kommt zum Ziel,
die andern lässt es darben.

E.H. 12/1948 (Tagebuch)
(v481200gtb.txt)

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Eindringlich

Besser, als sich selbst betonen,
ist in vielen Geistern wohnen.

Stehts den eig'nen Namen nennen,
heißt ein Einzelnes erkennen.

Nenn' ich jedes Ding mit Namen,
lebe ich im großen Rahmen.

E. Hartwig, März 1949

(v490300g.txt)

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Tusculum (Individualisten)

Wenn ich am Ruder sitze,
lach ich euch endlich aus.
Dann laß ich meine Witze
hinaus

Die Segel ziehn mich immer
fort, nur fort, nur fort.
Fern liegt in hellem Schimmer
ein Ort.

Ob mich nach Thule leitet
der glatte Kiel,
ob er nach Hellas gleitet,
gleichviel!

Nur durch die Wellen brechen
ihr Borde frei.
Die Welt gehört den Frechen.
Juchei!

zum 10jährigen Gedächtnis
E. Hartwig, 14.9.1949
(v490914g.txt)

(eingeleitet mit folgendem Text:)

Emil Hartwig
* 18.11.1910 † .... 19... [†29.08.2009, WH]

Ich werde mich ohne Angabe von Gründen zum Optimisten erklären und die übrige Welt des Erfolgs und Fortschritts zum Hundsfott ...

Ich werde mich vor wie nach weigern mitzumarschieren (wo immer auch) und nötigenfalls mit göttlich-diabolischem Gelächter im Abgrund aller Dinge untertauchen den Jacob Böhme "Morgenröte im Aufgang" nannte.

Ich nehme aber nichts zurück und bin bereit, von allem das Gegenteil zu vertreten.

Am 14.9.39 zwischen Plock u. Warschau habe ich meine Flinte schon mal in einer Richtung abgedrückt, die mein Leutnant gar nicht für richtig hielt.

Dementsprechend bemühten sich im Oskar-Helene-Heim, Berlin. 1940 Prof. Krug und Assistents-Arzt Dr. Friedrich mich doch nochmal K.V.[kriegsverwendungsfähig, WH] zu machen.

Ich hole das alte Leib- u. Magengedicht wieder hervor daß ich mir selbst damals zum Troste schrieb zwischen 2 Narkosen und während mein Seelenbeistand, der buddh. Mönch Bhanto Tao Chün (heute nach Igersheim b. Mergentheim verlagert) an meinem Bette saß und die Erhabenheit über menschliche Vergänglichkeit memorierte:

Individualisten

Wenn schon! Sind wir auch wenig
und vogelfrei.
So ist doch jeder König,
JUCHEI!

Uns trägt der Wellen Rücken,
der Erde Brust.
O Freiheit, du Entzücken,
DU LUST!

Nur durch die Wellen brechen,
ihr Borde frei!
Die Welt gehört den Frechen
JUCHEI!

Von uns sorgt sich auch keiner
um Lob und Lohn,
Denn jeder lebt nach seiner
FASSON:

Sich selbst aus eig'nem leben
ist unser Ziel.
Nur eins ist uns gegeben:
ICH WILL!

E. Hartwig, Juni 1940
(v400600g.txt)

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