Dichtungen von Emil Hartwig aus den Jahren nach 1999
(Stand 29.04.18 -46-)
Alleins  /   Alles fließt  /   Alles ist etwas, es sei was es sei  /   Auf Erden  /   Das bißchen Leben ...  /   Das Ding  /   Das Leben - wie einfach! - wie einfach der Tod!  /   Das Weltereignis  /   Das WERDENDE SEIN  /   Die Lebewesen  /   Dies Selbst  /   D I N G E  /   Du und Ich  /   Einst und Jetzt  /   EINZIGUNDALLEIN  /   Er - Innerungen  /   Erkenne dich selbst  /   GEFÜHL IST ALLES - NAME SCHALL UND RAUCH. (Goethe)  /   homo faber  /   Jeder Mensch ist einzig in seiner Art  /   KALEIDOSKOP  /   Können wollen  /   Kopfwerk  /   Lebende sind auch Sterbende  /   Leben ist Leben  /   Mensch und Natur  /   Offenbarung  /   Perpetuum mobile  /   Ruth  /   Sein oder Nichtsein  /   SELBSTEIG'NEN SINN laß dir nicht rauben ...  /   Symphonie des Lebens  /   Symphonie Leben  /   Tonkunst  /   Vidimus quantum satis est  /   VORBEI  /   Vorbei und doch da  /   Was war und was ist  /   Was einmal war, liegt weit zurück.  /   Weltanschauung  /   Welt sein  /   WIR ABER ...  /   W i r k l i c h k e i t e n  /   Wollen? Müssen?  /   Zeitliches streben  /   Zuerst Zuletzt  /   Z w e i f e l l o s  /  

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Offenbarung

ALLES, - das ist vielerlei,
Ich und Du sind auch dabei.

In sich selbst und um sich her, -
der Materie ist nichts schwer.
Und die Schwerkraft in Bewegung
wirkt noch in der kleinsten Regung.

Das Verzweifeln, das Versagen,
alles Singen, alles Sagen,
alle Kunst und alles Schaffen,
das Erringen, das Erraffen,
alles Denken, - bitte sehr -
der Materie ist nichts schwer.

Alles, - das ist ohne Frage
eine Materielle Sage.

Emil Hartwig, 31. 1. 2000

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Die Lebewesen

Zu leben heißt ein Wesen sein
wie die Natur für sich allein.
Was sich bisher im All verlor,
das tritt als Wesen nun hervor.

Wie alles, auch das Wesen muß
vorübergeh'n im großen Fluß.
Noch ist es da in seiner Pracht,
das bald schon Platz für And're macht.

E.H. 25. 02. 2000

Mensch und Natur

Stellt man sich die irdischen Landschaften
und die Tierwelt darin vor,
so fallen die Menschen besonders auf.

Sie sind es, die dem Ganzen
seinen eigentlichen Sinn geben.
Sie haben sich für zuständig gehalten,
für alles was der Fall ist.

Die Natur der Tiere
ist auch die Natur der Menschen.
Doch diese Natur hat sich bei den Menschen
das Denken errungen.
Und mit dem Denken des Denkens
kam ein Superbewußtsein zur Welt.

Das vernünftige Denken
in allen seinen Spielarten
ist die Domäne
der Menschen auf Erden.

E. Hartwig, 1. 3. 2000

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ERKENNE DICH SELBST

VERZAGE NICHT DU MENSCHENKIND
VOR DIESER GROSSEN ÜBERMACHT.
AUCH DIR HILFT JENES WORT ZULETZT,
DAS WORT 'ES IST VOLLBRACHT'.

VERZAGE NICHT IN NOT UND TOD,
DENN ES IST VORBESTIMMT,
DASS DIR DAS WALTEN DER NATUR
DAS LEBEN WIEDER NIMMT.

DER GANG DER DINGE ÄNDERT NICHT
SEIN WESEN, SEINEN SCHRITT,
ER HAT DICH EINST HERVORGEBRACHT,
ER NIMMT DICH WIEDER MIT.

E. Hartwig, Berlin, 3. 4. 2000

ZEITLICHES STREBEN / EWIGES LEBEN

DER EINZELNE : IN STETEM KAMPF
         SICH SELBER ZU ERHALTEN,
DER EINZELNE : IN STETEM KAMPF
         SEIN LEBEN ZU GESTALTEN.

DAS IST WOHL LEICHT, SOLANGE MAN
         NOCH ÜBER KRAFT VERFÜGT.
DOCH WAS EINST KRAFT UND LEBEN WAR
         VERGEHT JETZT UND VERSIEGT.

NOCH IST MAN DA, NOCH TUT MAN SO,
         ALS WÜRDE MAN NOCH LEBEN,
DOCH ES IST ZEIT, MIT LETZTER KRAFT
         SICH SELBER AUFZUGEBEN.

E. Hartwig, Berlin, 8. 4. 2000

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Tonkunst

Musik, Musik was kann man dazu sagen?
Ihr müsst euer Herz euer Ohr dazu fragen.
Es geht über Alles, über Alles was klingt,
Wenn so die Musik ins Innerste dringt.
Der Rhytmus, der Ton, der Töne Gesamt,
Erheben zum Himmel, von dem alles stammt.

E. Hartwig 24. 4. 2000

                      Ruth

Wir waren einmal ein glückliches Paar
           im Wandel des Lebens vereint.
Doch der Kreislauf der Dinge trennt und Vereint,
           gleich, ob man da lacht oder weint.

Das nackte Leben, wie ist es so gut,
           wie alles, nur einfach zu sein.
Zu fühlen, zu sehen, zu sprechen mit dir, -
           wir beide im Weltall allein.

Und alles ist heute, ist morgen vorbei, -
           wir beide im Weltall allein. -
Wir waren einander ein Halt und ein Hort
           um in Liebe verbunden zu sein.

Der Wandel der Dinge läßt alles geschehn,
           sei es nun Glück oder Leid.
Wir konnten ein Weilchen zusammen gehn
           verbunden in Leid und in Freud.

              *******

E. Hartwig, Berlin, 10.6.2000

(Ehefrau Ruth Hartwig, geb. 19.06.1912, gest. 15.06.2000)

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Du und Ich

Mit dir da war ich eins,
und doch von dir getrennt.
Wir waren unzertrennlich,
und waren uns doch fremd.

Das Leben war ein Reigen
des Trennens und Verbindens
des Ausdenhändenlassens,
des Suchens und des Findens.

Dein Wesen war besonders,
besonders auch das meine.
Das haben wir genossen
und Zweifel gab es keine.

              *******

E. Hartwig, Berlin, 8. 7. 2000.

EINZIGUNDALLEIN

Etwas von Allem zu sein
sind wir für uns ganz allein.

Wohl ist so viel zu erleben,
wird Jedem einzeln gegeben.

Wie sind der Wesen so viele,
und scheinbar sind alle im Spiele.
Doch sieht man genauer da zu,
ist Jeder in selbsteigner Ruh.

Zwar Mume und Base sind da,
Verwandte, Mama und Papa, -
wie gut man sich da auch verhält,
man ist allein auf der Welt.

Eine Welt aus tausenden Dingen
die alle vergehn und vergingen.
Ich sehe mich selber entstehen
und leben und wieder vergehen.

E.Hartwig, Berlin, 25.05.2001

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LEBENDE
SIND AUCH
STERBENDE

Nur im Vorübergehen
wir alle Dinge sehen,
Ihr Sprechen, Singen hören,
sie lieben und verehren.

Zu leben beginnen
wir mit den Sinnen.

Die Sinne, sie geben
uns alles im Leben, -
sich selber zu fühlen,
sich selber zu spielen.

Was wir uns erhoffen,
das bleibt schließlich offen.....


Erfüllung empfangen,
Vollendung erlangen, -
wir können's gewinnen
mit unsren Sinnen.

Was wir auch ermessen, -
wir werden's vergessen.
Im Kosmos, auf Erden,
ist Sein immer Werden.-


E. Hartwig, Berlin, 25.5.2001

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Symphonie Leben

Das Leben hat Sinn,
es deutet das Wesen der Dinge,
sich und die Welt erlebt der Mensch als Person.

Empfinden, Erleben, Erfahren,
in Freude und Schmerz, in Leid und in Lust - ,
das ist das Wesen der Welt und des Lebens.

Geboren werden, nach Dasein zu streben
und täglich dem Ende des Lebens sich nähern,

arbeiten und schaffen, versuchen und irren,
so lebt, stirbt und wandelt der Mensch.

Emil Hartwig, 5.1.2002
(v020105g.txt)

spätere Version:

Symphonie des Lebens

Das Leben hat Sinn,
es deutet das Wesen der Dinge,
sich und die Welt erlebt der Mensch als Person.

Empfinden, Erleben, Erfahren,
in Freude und Schmerz, in Leid und in Lust,
das ist das Wesen der Welt und des Lebens.

Geboren werden, nach Dasein zu streben
und täglich dem Ende des Lebens sich nähern,
So lebt, stirbt und wandelt der Mensch.

Emil Hartwig, (5.1.2002)
(v020106g.txt)

Weltanschauung

Auf diesem Stern da ist es geschehn,
man kann es hören, man kann es sehn.
Hier hat die Natur gezeigt was sie kann,
sie zeigt es als Frau, sie zeigt es als Mann.

Was sie nur hat an Stoff oder Kraft,
hier hat sie alles zusammengerafft;
unermüdlich in endloser Zeit
hat sie Eines ans andre gereiht.

Mit Diesem und Jenem, mit Mann und mit Frau,
entstand und entsteht der Menschheitsbau.

Was alte Zeichen uns heute verkünden,
das wird man verändert wiederfinden.
Man wird nach tausend mal tausend Jahren
was wir alles wissen, und mehr noch, erfahren.

E. Hartwig 1.2.2002


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Das Weltereignis

Das Weltereignis zu spüren,
das ist der Sinne Ziel.
Für mich zerbrechliches Wesen
ist etwas Welt schon zuviel.

Das Weltereignis zu spüren
muß man zerbrechlich sein,
dann lassen fühlsame Türen
das Weltereignis herein.

E. Hartwig, 5.2.02
(v020205g.txt)

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GEFÜHL IST ALLES
NAME SCHALL UND RAUCH. (Goethe)


Der Mensch ist aller Dinge Kind,
die Sinne sind das was sie sind:
       Die Sinne sind das Leben.

Sie sind des Daseins ganzer Sinn,
die Sinne sind das was ich bin,
       sie, die uns alles geben.

Als Der und Jener war man da,
dem Namenlosen ist man nah,
       hat alles aufgegeben.

Was man gewollt, muß alles ruhn.
Es bleibt nur eines noch zu tun:
       zu enden dieses Leben


E. Hartwig, Berlin-Steglitz, 20.2.2002
(v020219g.txt)


VORBEI

Der Mensch ist alt, der Mensch ist schwer,
die Kraft der Jugend fehlt ihm sehr,
       er war, er ist gewesen.

Daß er gedacht, daß er gestrebt,
daß er gelitten und gelebt,
       kann sehen man und lesen.

E. Hartwig, Berlin-Steglitz, 20.2.2002
(v020220g.txt)

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KALEIDOSKOP

Die Welt, wie ist sie bunt!
Ich klag' zu jeder Stund',
daß ich nur zweier Augen hab'
und keinen Wander-Zauberstab.

Denn nur im Geiste sehn
kann Täler ich und Höh'n.
Man muß die Welt mir schildern
mit Worten und mit Bildern.

E. Hartwig, Berlin-Steglitz, 21.2.2002
(v020221g.txt)

homo faber

Ist alles dieses Tun auch Tier- und Menschenwerk,
so ist's doch stets Ergebnis von Schwäche und von Stärk'.
Die Pflanzen flechten Ranken um die Lebendigkeit,
um deren Tun und Schaffen in ihrer Lebenszeit.

Sie wissen nichts zu sagen von einem Zweck und Ziel,
im Wachen stets geschäftig, heut wenig, morgen viel.
Sie sind lebend'ger Austausch der Schöpferin Natur,
die schafft den homo faber zu folgen ihrer Spur.

E. Hartwig, 30.03.02

====================
03.04.2002
Homo faber [Lat. "der Mensch als Verfertiger"], typolog. Charakterisierung des Menschen durch die philosophisch Anthropologie. Im Vergleich zum Tier prinzipiell unspezifisch geboren, d. h. organisch und instinktmäßig nicht zur Lebensbewältigung in einer bestimmten Umwelt ausgerüstet, muß der Mensch unter Zuhilfenahme von Werkzeugen die ihn umgebende Natur zu seinen "Lebensmitteln" machen. Dabei wird das entsprechende produktive, ausprobierende Handeln nicht allein von äußeren Reizen ausgelöst, sondern auch vom eigenen Denken, vom "Stellungnehmen" gegenüber der Natur beeinflußt.
1987, Meyers großes Taschen-Lexikon

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Er - Innerungen

Mit Bildern, die im Kopf erscheinen,
mit denen ist man stets im reinen.
Sie kommen ganz nach Wunsch hervor,
vereinzelt oder auch im Chor.

Die Örtlichkeit, sie stellt sich dar
so typisch, wie sie einmal war.
Sie treten auf, sie treten ab,
die Menschen, die es einmal gab.

Sie raunen wieder mir ins Ohr
Die Litanei von damals vor.
Ich werde wieder schön und jung
Im Zauber der Er - Innerung.

E. Hartwig, 06. 04. 2002


Kopfwerk

Ständig ist es mir zur Hand,
dieses Kopfwerk, der Verstand;
und Bedürfnisse so viel
nehmen teil an diesem Spiel.

Wie die Töne in mich dringen,
wie sie takten, wie sie schwingen;
und die Texte, vielgestaltig
inspirieren mich gewaltig.

Tausende von Interpreten,
wortgewaltig, ungebeten,
stellen ihr Geschreibsel vor
dem Gehirn durch Aug' und Ohr.

Emil Hartwig, Berlin, den 12. 04. 2002

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Alleins

Der Mensch - ein Tier ? - Und was für eins !
Kein Sinn in der Welt ? -
Das Kreisen der Sterne, die endlose Ferne;
und all das ein einziges Ding !

Kosmos, Weltall, Universum, Alleins, -
kein Sinn in der Welt ? - Was ist eine Erde ?
Was sind zahllose Erden, Planeten usw. ?

Vom Anfang im feuchten Millieu
bis zum Ende in feuriger Glut, -
ein lebengewinnender Prozeß. -

Regen, Seen, Flüsse, Gewässer, -
Dünen, Wüsten, Vulkane, Erdteile, Küsten und Berge,
Täler, Inseln, Eisberge und Felsen. -

Zeitlos geht alles und endlos variabel
       alles aus allem hervor. -

Von Gräsern zu Bäumen, von Viren zu Menschen: -
die Bilder des Lebens auf irdischem Grund. -
Die Spinnen und Käfer, die Fliegen und Falter,
die Affen und Löwen, die Schlangen und Vögel: -
Millionen von Wesen, Millionen von Tieren. -

Und Einem, der all das was wird, übersieht.
Der das überschaut mit dem inneren Auge,
der das in sich selber zum Ganzen verschmilzt;
und der jedes Ding da, vom Kleinsten zum Größten,
mit taghellen Träumen und Bildern umfaßt. -

E. Hartwig, Berlin, 26.5.2002
(v020526g.txt)

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Leben ist Leben

Was wirklich geschieht, das weiß man nicht,
man macht sich so seine Gedanken.
Der Engerling lebt in seinem Versteck,
wie wir in unseren Schranken.

Wir müssen jetzt Dies, dann Jenes tun,
das können wir gar nicht vermeiden.
Wir müssen handeln, wir müssen ruhn,
am Leben uns freuen und leiden.

Was bleibt von allem? Was ist der Sinn
des Daseins, der Welt und des Lebens?
Das Leben will leben, nach einem "Sinn"
ist alles Suchen vergebens.

Emil Hartwig, den 09. 10. 2002


Das Leben - wie einfach!
                  - wie einfach der Tod!

Was wussten wir schon
           am Anfang des Lebens?
Wir wurden gemacht,
           wir wussten von nichts.

Manch Tierlein entsteht
           in einigen Stunden,
ein Menschlein braucht aber
           Jahre dazu.
Dann beginnt er
           sein Dasein zu wissen,
gemerkt hat er endlich
           er selber ist da.

Das Nichts ist nun etwas
           im Kreise des Lebens,
das Nichts hat nun Leben,
           hat Name und Form,
wie fein sind die Glieder,
           wie fein sind die Stoffe,
aus denen er selber, der Mensch
           nun besteht

Zu fein ist das alles
           um lange zu leben,
so ist alles Leben
           ein Leben auf Zeit.

Wie alles was lebt,
           so ist man entstanden.
Wie alles was lebt,
           so löst man sich auf.

E. Hartwig, 7. 1. 2003

Das Ding

Die Einzelheit!
Das gute Stück!
Ein Labsal ist's
dem Kennerblick.

Da ist es doch!
Da schau nur hin!
Von dem ich so
gefesselt bin.

Ein Ding,
von allen Dingen eins, -
ist es dein eigen?
Ist es meins?

Es ist beschaffen
wie ein Ding,
dem ich das Lied
der Dinge sing.

Denn aller Dinge
Dingnatur
verrät das Ding
der Dinge nur.

E. H. 3.2.2003


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Vidimus quantum satis est

Das alles wollte ich wissen,
das alles wollte ich sehn;
erleben wollte ich alles,
was jemals würde geschehn.

Die Triebwelt der Pflanzen und Tiere,
der Menschen Denken und Tun;
die Nähe der Welt und die Ferne,
das alles ließ mich nicht ruhn.

Für tausend Jahre, so hab' ich
ganz locker zu forschen gedacht,
doch hat auf Erden noch niemand
etwas zu Ende gebracht.


E. H. 20. 3. 2003

Alles fließt

Immer wieder festzuhalten
dieses, was mir da geschieht.
Immer wieder loszulassen,
wo es nichts zu halten gibt.

Immer wieder nachzuschauen
dem was ich gewesen bin.
Und dann wieder, ohne Säumen,
schauen auf das Neue hin.

So ist alles, immer fließend,
innen, außen, ohne Ruh, -
nie verweilend, immer fallend,
eil ich auf kein Ende zu.

E. H. 3.4.03


Alles ist etwas

Alles ist etwas, es sei was es sei,
ob kurz oder lang sein Erscheinen.
Was ist oder war im Werden der Welt
hat sein Bleiben im All und im Einen.

Vorbei und vorüber ist dies oder das,
und Manches will grade entstehen.
Wir können von allem, was wird oder war,
nur wenig empfinden und sehen.

Entstehen, Vergehen, - ein ewiger Fluss
von immer neuen Gestalten.
es muss sich alles was war und was ist,
zu neuem Dasein entfalten.

E. Hartwig, 26.4.2003

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PERPETUUM MOBILE

Es dreht sich alles um und um,
     ist immer wieder da.
Was jetzt geschieht, ist eben das,
     was immer schon geschah.

Wir sind ein Teil von jener Welt,
     die ständig kommt und geht.
Die Existenz, das ist ein Wind,
     der uns vorüberweht.

E.H., 1.5.2003.

WIR ABER ...

Alles ist klar und fest,
Gewißheit überall,
auf dem Boden der Tatsachen.

Doch wir sind
den Tatsachen
nicht gewachsen.

Tatsachen, wie Steine
zerreiben sie uns.

Alles ist sicher,
gewiß,
wir aber,
wir sind immer dazwischen
solange es geht.

E. Hartwig, 14.6.2003.

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SELBSTEIG'NEN SINN
laß dir nicht rauben ...*)

Im hohen Alter,
wenn alles zu Bruch geht,
was dir einst gedient hat,
dann ist sie gefordert:
die Kunst des Alleinseins.

Dabeisein, das ist es
was uns dann bevorsteht,
wenn ohne Bewußtsein
von Welt wir entstehen.

Und wenn wir dann endlich
uns selber erkennen,
und alles erkennen,
was uns da umgibt,

dann lernen wir gründlich:
dabeisein ist alles.
Dabeisein beim feiern,
dabeisein beim Spielen,
dabeisein beim Lernen,
beim Lieben dabeisein.

Robinson etwa,
Münchhausen, der Lügner,
und Eulenspiegel:
wir wollen dabeisein.

Im täglichen Leben
mit Vater und Mutter,
mit Schwester und Bruder,
da sind wir verpflichtet
zu nehmen, zu geben.

Es kommen die Tage,
da sind wir erwachsen
und sehen Dabeisein
mit anderen Augen.

Auf eigenen Füßen
versuchen zu stehen,
zu schauen auf alles
mit anderen Augen.

Alleinsein zu können,
auch, wenn man dabei ist,
Dabeisein, das führt uns
direkt zu uns selbst.

E. Hartwig, Berlin, 05.07.2003.
(v030705g.txt)

*)
Selbsteig'nen Sinn
laß dir nicht rauben,
Woran die Menge glaubt,
ist leicht zu glauben.
Goethe.

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Was war und was ist

Das alles sind wir gewesen,
das alles durften wir sein.
Vom Schicksal auserlesen
zu einem lieben Verein.

Der Kinder waren wir sieben,
der Eltern waren wir drei.
Wir durften uns alle lieben
und waren in allem frei.

Am Ende muß alles Leben
leise und still vergehn,
muß alles leben und weben
ins ewig Eine verwehn.

E.Hartwig, 1.4.2004.

Zuerst Zuletzt

Ein kleiner Wicht und will so manches tun,
was lebt muß leben und kann niemals ruhn.
Dagegen läßt sich nun einmal nichts machen,
Personen treibt es um und treibt die Sachen.

Geboren werden! Leben um zu sterben!
Kein Blumentopf läßt sich dabei erwerben.
Umsonst ! Um nichts ! Man lebt vergebens !
Man tritt nur auf und ab im Spiel des Lebens.
--------
"Und die Schönheit der Natur ?
Auch ein sachlich Spielwerk nur ?'
"Schönheit spürt ein Mensch allein,
den man hört um Hilfe schrein."

E.H. 31.5.2004.

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Z w e i f e l l o s

Tu' ich etwas ? Tu' ich nichts ?
An Entscheidungskraft gebrichts.
Alles Tun ist ja verloren,
schlägt man sich nur um die Ohren.

Leben soll man, leben muß man,
leben will man immerzu.
Wozu will denn Jeder leben ?
Leben ohne Rast und Ruh ?

Leben, leben,- ist das viel ?
Mehr als nur ein Pappenstiel ?
Leben, - ja, ich muß schon sagen,
leben kann man nur ertragen.

E.H. l0.6.2004.

W i r k l i c h k e i t e n

Wirklichkeit ein altes Lied.
Wirklichkeit ist was geschieht.
Wirklichkeit bin ich, bist du,
Wirklichkeit ist immerzu.

Was da war vor tausend Jahren ?
Was da war, hat Sein erfahren.
Ebenso erfährt noch heut
Seiendes die Wirklichkeit.

Endlos kreisen Wirklichkeiten,
die sich finden, die sich streiten.
Bewußtlos oder auch bewust,
gefühllos oder auch mit Lust.

E.H. 10.6.2004.
(v040611g.txt)

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Sein oder Nichtsein

Denn all unser Tun und Lassen:
Hokuspokus sondergleichen.
Nie kann auf der Erde Einer
etwas Bleibendes erreichen.

Morgen kann ich allerdings
so gut wie heute etwas tun.
Da ich heute schon K.O. bin,
muß ich wohl dazwischen ruhn.

So vergehen alle Tage
mir wie Jedem auf der Welt.
Nie ist etwas zu erwarten,
das aus diesem Rahmen fällt.

Hokuspokus, das ist alles,
was man je erwarten kann.
Nichts von alledem erwarten
könnte ich als toter Mann.

E. Hartwig, 23.7.2004.

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Dies Selbst

Als dies Selbst ist man geboren,
muss man leben, muss man sterben.
Was hat man zu tun mit denen,
die ganz ebenso ihr Selbst sind?


Die Berührung, die Verschmelzung,
die Vernichtung, das Verderben, -
dieses Selbst wird nur geboren,
um zu leben, um zu sterben.

Wer von allem nur dies Selbst ist,
der kann ohne Schranken leben;
bei sich selbst ist er geborgen,
bei sich selbst ist er zu Haus.

E. Hartwig, 08.08.2004.

Jeder Mensch ist einzig in seiner Art

Die Menschen sind von außen sich sehr ähnlich,
im Körperlichen sind sie sich fast gleich.
Doch jeder herrscht in seinem tiefsten Grunde
über ein eig'nes, ganz besond'res Reich.

Es ist so leicht, sich äußerlich zu lieben,
Verbrüderung zu feiern mit dem Mund.
Und doch taucht niemals einer in des andern
geheimen, unzugänglich tiefen Grund.

Ihn über einen Kamm zu scheren,
dagegen muß der Mensch sich wehren.
In einer Masse einem Heer,
ist man kein menschlich Wesen mehr

So ist der Mensch ein unbekanntes Wesen,
und nur von innen durch sich selbst zu lesen.
Wie wenn er von Natur aus einzig wäre,
lebt jeder Mensch in seiner eignen Spähre.

E. Hartwig, 30.10.2004

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Das bißchen Leben ......

Das bißchen Leben
hat man eben.
Doch eins, zwei, drei, -
es geht vorbei.

Mit den Jahren
wird man erfahren:
Man ist nicht zum Vergnügen da,
zu Spiel und Tanz, zu trallala.

Von Lust und Liebe muß man scheiden,
muß lernen: leben heißt zu leiden,
muß lernen allem zu entsagen,
muß Not und Leid geduldig tragen.

Woher man ahnungslos gekommen
dahin wird man zurückgenommen.

E. Hartwig, 13.1.2005.

Wollen? Müssen?

Man fragt zuerst
was willman denn?
Was willman denn im Leben?

Nach ein paar Jahren
fragt man sich,
was kann man denn im Leben?

Noch später
fragt dann keiner mehr:
man muß, man muß im Leben.

E. Hartwig, 13.1.2005.

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Was einmal war, liegt weit zurück.

Einmal war alles klar und genau,
Was du hast in all den Jahren erlebt,
dich heut' noch in stiller Stunde umschwebt.

Das Leben gibt auch jetzt keine Ruh'
es deckt das Alte mit Neuem zu.

E. H A R T W I G, Berlin. 24.1.2005

Einst und Jetzt

Das Jetzt ist ein kurzes, klares Stück.
Was einmal war, liegt weit zurück.

Einmal war alles klar und genau,
wie heutigen Tages wirkliche Schau.

Was du hast in all den Jahren erlebt,
dich heut' noch in stiller Stunde umschwebt.

Das Leben gibt auch jetzt keine Ruh'
es deckt das Alte mit Neuem zu.

E. H A R T W I G, Berlin. 24.1.2005

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Vorbei und doch da

Am Ende hat man das Ende nur,
von allem Leben blieb keine Spur.

Und doch bot jeder Tag Fülle des Lebens,
bot jeder Tag dir Stunden des Strebens.

Als Kaleidoskop zieht alles vorbei,
doch jetzt, heute, ist alles wie neu.

E. H A R T W I G, Berlin. 24.1.2005

D I N G E

Die Dinge selbst sind ohne alle Scheu,
sind ohne alle Floskeln.
Sind nur sie selbst und sagen nichts,
es sei denn: wir sind da.

Der Mensch, als Ding, ist aller Dinge Meister,
da sind die Dinge nicht mehr nur sie selbst.
Sie teilen nun des Menschen Eigenleben.
Den Menschen sind die Dinge Material
um sie im eig'nen Sinne umzuschaffen.

Doch könnte man auch von den Dingen lernen
wie sie zu sein: so wahr, so still, so treu.

Obwohl der Mensch Ding unter Dingen ist,
ist er das Ding, daß von den Dingen weiß.
Er gibt den ganzen Dingen einen Namen,
und alle Dinge nennt er dann die Welt.

E. HARTWIG, Bln. 23.2.2005.

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Das WERDENDE SEIN

Lebendig sein, tätig sein, -
unser Geschick.
Wir leben für nichts,
als für uns. -

Das Sein und das Werden
sind innig vereint,
das Zauberreich Leben zu schaffen.

Das dreht sich in Kreisen
von ewiger Dauer,
alles bewegend was ist.

Und das sind allein nur die Dinge,
die Dinge, die kommen und gehn.

Lebend - Nichtlebend,
so wechselt alles
im Kreisen der Welten sich ab.

Gewesenes war - Künftiges kommt,
Gegenwart gibt es nur J E T Z T.

E. Hartwig, 21.8.2005

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Welt sein

Wir leben, wir sind, wir machen Geschrei,
wir tun, fürwahr, uns're Pflicht.
Uns selber zu fühlen, wir selber zu sein,
verstehen, empfinden, mehr nicht.

Und Tag für Tag die Mühen, die Qual,-
die Freude, das Schöne, das Glück.-
Wir leben, wir Schaffen, und gehen alsdann
so wie wir gekommen, zurück.

E.H., 24.6.06
(v060624g.txt)


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Können wollen

Können kann ich alles,
wenn ich es können kann.
Daß Können nicht so einfach ist,
das ist der Haken dran.

So manches habe ich gekonnt,
das kann ich jetzt nicht mehr.
Wenn man es kann, dann allerdings,
dann ist es gar nicht schwer.

E.H., 29.8.06
(v060829g.txt)


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Auf Erden

Leben gleich Lebenmüssen.
Des Lebens Leben ist Wissen.
Nur um Bewusstsein zu werden
entsteht das Leben auf Erden.

Die Menschen haben gut lachen,
sie können lebendig machen.
Was ihr Bewusstsein kann werden,
das wird lebendig auf Erden.

E.H., 24.7.07
(v070724g.txt)

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